Tantrasex – Unser Guide für Anfänger
Tantrasex steht in dem Ruf, einfach nur eine Art erotische Massage zu sein. Dies ist aber weit gefehlt, denn Tantrasex ist deutlich mehr als das. Immerhin steht hinter dieser Technik eine über tausend Jahre alte Tradition, bei der es vorrangig eben nicht um Sex geht. Tantrasex ist eine spirituelle Praxis und Lebensbereicherung für alle Menschen, sowohl Singles als auch Paare. Wer jetzt mehr erfahren möchte, sollte unbedingt weiterlesen.
Was versteht man eigentlich unter Tantra?
Bevor wir über Tantra Sex reden, sollten wir erstmal den Begriff Tantra verstehen. Der Begriff Tantra hat weltweit viele verschiedene Bedeutungen, abhängig von den jeweiligen kulturellen Einflüssen. Zusammenfassen lassen sich diese aber am besten, wenn man Tantra als eine Art spirituelle Praxis versteht. Das Ziel: Eine Verbindung von Geist, Körper und Seele zu einer Einheit.
Tantrasex wird zunächst immer mit Indien verbunden. Dort hat das Tantra seinen Ursprung im Buddhismus und Hinduismus und geht zurück bis in das 2. Jahrhundert nach Christus. Ein zentraler Gedanke in diesen Religionen ist die Verbindung von Gegensätzen. Das können männlich und weiblich, Spiritualität und Sinnlichkeit, oder aber auch Körper und Geist sein.
Die Grundidee beim Thema Tantra: Es sollen alle Aspekte des Lebens zusammengeführt und zur spirituellen Weiterentwicklung beziehungsweise bestenfalls zur spirituellen Erleuchtung genutzt werden. Hierfür werden beim Tantra unterschiedliche Praktiken verwendet. Dazu zählen Tantra-Meditation, Mantras, Yoga und eben auch „Tantra-Sex“.
Und was ist dann Tantra-Sex?
Tantra-Sex versteht sich als eine dieser tantrischen Praktiken, steht allerdings auf einer Ebene mit den genannten Beispielen Meditation, Yoga und weiteren Ritualen. Ganz wichtig ist allerdings, dass Tantra-Sex nicht dazu gedacht ist, Entspannung zu empfinden, ungeheure Lust zu wecken oder einen unglaublichen Orgasmus zu erleben. Auch ein besonders schneller Orgasmus ist nicht das „Ziel“. Denn genau mit diesen Vorzügen wird Tantrasex in westlichen Ländern gerne beworben. Dabei bedeutet Tantrasex genau das Gegenteil: Diese Form der Massage sollte als ganzheitlich verstanden werden, die eben zur Verbindung von Körper und Seele führt.
Ein zentraler Aspekt beim tantrischen Sex ist die sogenannte Sexualenergie. Diese Energie im Tantra wird oft als „Kundalini“ bezeichnet. Sie ist die stärkste Energie im Körper und soll durch den Tantrasex geweckt werden. Allerdings geht es nicht darum, die sexuelle Energie sofort freizusetzen. Die Energie soll so lange wie möglich im Körper behalten werden (und der Orgasmus hinausgezögert werden).
Wer schnelle Quickies oder klassische Erotikmassagen sucht, der wird hier also nicht fündig. Beim Tantra-Sex setzt man auf Achtsamkeit und die Zelebrierung aller Berührungen. Diese „Langsamkeit“ beim tantrischen Sex zahlt sich aus. Ein Effekt des tantrischen Sex besteht darin, dass durch diese besondere Form des Sex eine tiefere, engere Bindung und Liebe zum Partner erfolgt. Dies wirkt sich positiv auf die gesamte Beziehung und partnerschaftliche Verbindung aus.
Wie läuft Tantra Sex ab?
Wer jetzt denkt er hat genug gelesen und möchte endlich loslegen, der sollte an dieser Stelle aufmerksam weiterlesen. Es folgt eine kurze Anleitung, wie Tantrasex ablaufen kann, aber nicht muss. Es gibt viele Varianten und Abwandlungen dieser Form der Sexualität. In jedem Fall erwartet die Partner eine erfüllende Erfahrung. Die folgenden Schritte versinnbildlichen den Ablauf:
1. Ausreichend Zeit einplanen
Erfüllender Tantrasex ist nichts für Menschen, die im vollgepressten Kaminkalender eine Stunde freischaufeln. Es handelt sich um eine zeitintensive Erfahrung, bei der kein Termindruck herrschen sollte. In der Regel dauert eine Sitzung mehrere Stunden, bei erfahrenen Partnern sogar den ganzen Tag. Wer jetzt denkt, das sei viel zu lang, dem sei gesagt: Es lohnt sich.
2. Die richtige Position
Zunächst macht man es sich bequem und sitzt sich gegenüber. Beide Teilnehmer sollten sich dabei in die Augen schauen. Bewährt hat sich eine bequeme Matte, auf der man sich mit gekreuzten Beinen und angezogenen Knien gegenüber sitzt. Auch ist es möglich, dass man die eigenen Fußgelenke um die des Partners legt. So entsteht gleich zu Beginn eine besonders intime Stimmung.
Wer es noch intimer mag, der lässt den Mann im Schneidersitz Platz nehmen. Die Frau setzt sich dann auf dessen Schoß, Gesicht zu Gesicht. Beide dürften bereits hier eine ungeheure Energie spüren, denn man ist sich besonders nah und schaut sich in die Augen. Es fühlt sich schon jetzt nach einer Verschmelzung an.
3. Miteinander sprechen
Jetzt sollte man über die eigenen Gefühle sprechen, speziell über die aktuelle Situation. Wie fühlt es sich an den Partner so nah zu spüren? Kommunikation ist wichtig und leitet den Fluss der sexuellen Energie bereits an dieser Stelle ein. Es dürfen auch negative Gefühle geäußert werden. Letztlich geht es um eine emotionale Öffnung und das Zulassen von Gefühlen.
4. Die fünf Elemente
Tantrischer Sex beginnt: Beim klassischen tantrischen Sex beginnt man gemäß der fünf Elemente mit einem Essen. Das Essen besteht aus 4 Gängen. Mann und Frau genießen Wein (Madya), Mundra (geröstetes Getreide), Matsya (Fisch) und Mamsa (Fleisch). Erst anschließend beginnt der eigentliche Sex (das fünfte Element). Diese Abfolge nennt sich auch das Maithuna Ritual.
Das Besondere: Während des Maithuna Rituals bleiben die Partner immer in Kontakt. Sie liebkosen und berühren sich und halten ausgiebig Augenkontakt.
5. Das Vorspiel
Zunächst beginnt das Vorspiel: Ein guter Einstieg ist immer ein Kuss. Empfehlenswert ist der Tantra-Kuss. Bei diesem legen Mann und Frau ihre Lippen aufeinander und atmen gleichzeitig ein und aus. Wichtig ist, dass der Mund nur leicht geöffnet ist.
Bei der Tantramassage geht es nicht sofort um Penis, Hoden, Brustwarzen, Vagina und Co. Zunächst ist der Rest vom Körper dran. Erst im Anschluss sollte man sich den erogenen Zonen widmen und das weibliche beziehungsweise männliche Geschlechtsorgan massieren. An dieser Stelle unterscheidet man zwischen der sogenannten Lingam- und der Yoni-Massage. Bei der Lingam-Massage wird der Mann beziehungsweise dessen Penis und Hoden massiert. Hier darf man kreativ, aber langsam sein. Verwöhnung steht hier im Vordergrund.
Bei der Yoni-Massage steht hingegen die Frau im Vordergrund. Vulva und Vagina werden gefühlvoll stimuliert. Das kann durch ein vorsichtiges, dauerhaft rhythmisches Klopfen geschehen, durch Streicheln oder durch kreisende Bewegungen. Auch bei dieser Tantramassage lässt man sich Zeit und genießt jeden Moment.
Nachdem sich Mann und Frau weiter gestreichelt haben und spüren, wie die Liebe und sexuelle Energie im Innern stärker wird, kann es zur finalen Verschmelzung und somit zum eigentlichen Sex kommen. Dieser ist allerdings keine Bedingung.
Tipp: Ein Massageöl kann die Erfahrung der Massagen nochmal verstärken. Da es im Tantra viel um Natürlichkeit geht, sollte man hier auf ein natürliches Produkt setzen. Empfehlenswert sind Jojobaöl, Lavendelöl oder auch Mandel- oder Kokosöl.
6. Der Sex
Gleich vorab: Der Höhepunkt sollte auch beim Sex nicht das Ziel sein. Der Mann sollte versuchen, den Samenerguss so lange wie möglich hinauszuzögern. Auch die Frau sollte sich nicht auf den Orgasmus konzentrieren, sondern auf die sexuelle Energie, das hier und jetzt. Wer spürt, dass die sexuelle Energie nach draußen möchte und der Höhepunkt kommt, der sollte sich auf die eigene Atmung konzentrieren.
Der Sex selbst sollte in einem gemeinsamen Rhythmus ablaufen. Es geht aber nicht um Schnelligkeit. Der langsame Weg ist das Ziel. Man sollte voll und ganz auf die Liebe und gegenseitige Intimität einlassen. Wer hier alles richtig (langsam) macht, der wird vielleicht sogar über viele Stunden Sex haben. Allerdings steht es jedem frei, den Sex so kurz oder lang zu praktizieren, wie man sich fühlt. Manchmal findet beim Tantrasex auch gar keine Penetration statt. Diese hat nicht so eine zentrale Bedeutung, wie man zunächst denken mag.
Gibt es gleichgeschlechtlichen Tantrasex?
Beim Tantra-Sex ist immer die Rede von Mann und Frau, den beiden Gegensätzen. Deshalb stellt sich die Frage, ob es auch gleichgeschlechtlichen tantrischen Sex gibt. Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Natürlich können auch gleichgeschlechtliche Paare tantrischen Sex praktizieren. Immerhin gibt es keine festgeschriebenen Regeln oder Abläufe, wie Tantrasex abzulaufen hat. Die Grundprinzipien lassen sich hier genauso anwenden, wie bei heterosexuellen Beziehungen. Der Ablauf erfolgt analog zu den obigen Schritten. Und dementsprechend dürfen sich beide Partner über das gleiche Erlebnis freuen: eine persönliche und intime Erfahrung und Bereicherung in vielen Lebensbereichen.
Kann man auch alleine Tantrasex haben?
Auch hier lautet die Antwort: Ja! Jeder Mensch kann auch alleine Tantrasex haben und tantrische Masturbation praktizieren. Anders als beim gemeinsamen Erlebnis lernt man bei der tantrischen Masturbation allerdings den eigenen Körper, die Seele und das persönliche Liebesempfinden besser kennen. Die eigene Sexualität auf diesem Wege zu entdecken ist unvergleichbar.
Man lernt langsamer zu werden und genussbasiert zu denken. Man tritt eine Reise der Selbstfindung an. Aus diesem Grund kann diese Form der Tantra-Sexualität auch bei einer bestehenden Partnerschaft empfohlen werden.
Wie funktioniert das Ganze in der Praxis? Kurz gesagt, werden tantrische Elemente in die Masturbation eingebaut. Das bezieht sich sowohl auf die Atmung als auch auf das Hinauszögern des Orgasmus. Zudem kann man sich auch selbst streicheln und liebkosen. Und nicht vergessen: Auch hier zahlt sich Langsamkeit aus. Wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte dies unbedingt nachholen.
Übung macht den Meister
Das erste Mal hat nicht so geklappt wie gewünscht? Dann sollte man auf gar keinen Fall aufgeben. Tantrasex gehört zu den Sexpraktiken, die viel Übung erfordern. Schließlich entdeckt man nicht nur die eigenen Gefühle und den eigenen Körper, sondern auch das Gegenüber. Gerade beim tantrischen Sex sollte man sich Zeit nehmen und sich im Vorfeld intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Nicht ohne Grund buchen viele Paare einen Tantra-Sex- beziehungsweise Tantra-Massage-Kurs und lassen sich von einem erfahrenen Lehrer in Sachen tantrische Lehre einweisen. Hier lernt man spezielle Übungen und vielleicht sogar richtiges Kundalini Yoga.
Fazit
Ganz gleich, ob man es Tantra, tantrischer Sex oder Tantrasex, diese Form der Sexualität ist eine echte Bereicherung für jede Beziehung. Sie sorgt dafür, dass die Liebe zwischen den Partnern noch stärker wird und die Verbundenheit deutlich zunimmt. Zudem kann tantrischer Sex auch als Form von Lebensfreude und gemeinsamer Aktivität verstanden werden, die die Partner miteinander verbindet. Wer Tantrasex noch nicht ausprobiert hat, der sollte dies unbedingt zügig nachholen.